Die Oberburger Marianne und Stefan Lobsiger bieten neben dem Gartenbau nun auch Begleitungen bei Begräbnissen an
Ein Abschiednehmen, das für alle Beteiligten stimmt
Jeder Mensch wird auf seinem Lebensweg mit Verlusten konfrontiert. Marianne und Stefan Lobsiger aus Oberburg wollen mit ihrer neuen Firma L-AVA Betroffene unterstützen, diese Verluste zu verarbeiten und aus ihnen neue Kraft zu schöpfen.
«Es gibt in unserem Leben immer wieder Momente des Abschieds, des Verlustes», sagt Marianne Lobsiger, die 45-jährige ehemalige Lehrerin und Katechetin der Kirchgemeinde Oberburg. Vielfach sei Verlust verbunden mit Trauer, insbesondere natürlich, wenn ein Abschied so definitiv ist wie der Tod.
Alternative Wege sind gefragt
Hier möchten Marianne und Stefan Lobsiger mit «L-AVA» ansetzen. «Verluste sind immer Übergänge von einem Lebensabschnitt in den andern. Wir möchten helfen, die Übergänge so zu gestalten, dass aus ihnen Zuversicht und Kraft für einen Neubeginn geschöpft werden kann.» Stefan Lobsiger als Gärtnermeister mit eigener Gartenbaufirma in Oberburg sind diese Übergänge in zweifacher Hinsicht vertraut: «Die Natur selbst lebt von Übergängen. Und durch meine Arbeit als Totengräber kenne ich auch die Schneisen, die ein Tod schlagen kann.»
Der ebenfalls 45-Jährige war bereits mit 18 Jahren stellvertretender Totengräber von Oberburg und übernahm nach dem überraschenden Ableben seines Vaters dessen Funktion als Totengräber und Friedhofsgärtner. Während der Weiterbildung als Bestatter und Trauerbegleiter keimte in ihm der Wunsch, alternative Wege zu begehen. «Ich habe oft beobachtet, dass die Hinterbliebenen froh wären, zum Beispiel selbst aktiv zu werden, mitzuhelfen beim Einsargen, bei den Dekorationen, beim Tragen der Urne usw.» Aktive Mitarbeit sei eine gute Form der Verarbeitung, löse Blockaden und unterstütze das Abschiednehmen, davon ist Stefan Lobsiger überzeugt.
Eigene Aufbahrung mit Kühlelement
«In meiner langjährigen Arbeit als Totengräber habe ich gesehen, wie wichtig den Hinterbliebenen Berührungen sind, gerade auch für Kinder», doppelt Stefan Lobsiger nach. «Leider gestatten die meisten Aufbahrungsräume diese Berührungen heute nicht mehr. Wir bieten deshalb eigene Aufbahrungsmöglichkeiten mit einem mobilen Kühlelement an, das die körperliche Verabschiedung sowohl in kleinen wie in grösseren Räumen und sogar zu Hause erlaubt.»
Lobsigers möchten nicht in Konkurrenz mit der Kirche treten: «Wir haben beide selbst einen christlichen Hintergrund», unterstreicht die Katechetin. Aber es gebe halt immer mehr Menschen, denen der engere Bezug zur Kirche fehle oder die sich eine andere Abdankung wünschten. Diese Alternativen, so Stefan Lobsiger, seien nicht an ein Kirchengebäude oder an die Räumlichkeiten von «L-AVA» innerhalb des Gärtnereibetriebes gebunden. «Wir haben unsern Betrieb zwar so umgestaltet, dass bei uns künftig auch Trauerfeiern möglich sind, mit einer geschlossenen Halle, einem geschützten Raum im Freien und einer grossen Terrasse, wo man zum Beispiel Ballone oder Tauben fliegen lassen könnte. Aber vielleicht hatte der Verstorbene ja den Wunsch, dass die Feier anderswo abgehalten wird. Das wollen wir im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften ermöglichen und den Menschen helfen, genau diesen Abschied vorzunehmen, der für sie stimmt.» Lobsigers möchten die Menschen ermutigen, ihre Wünsche und Vorstellungen zu äussern: «Einen würdigen Raum kann man überall schaffen», meint Marianne Lobsiger. Dabei dürfe nicht das Budget an erster Stelle stehen. «Im Vordergrund steht das Ritual, welches mithilft, einen Übergang bewusst zu erleben und mitzugestalten. Die Tiefe eines solchen Rituals hängt nicht vom Geldbeutel ab.» Man müsse auch aufpassen, dass man aus lauter Aktivismus nicht das eigentliche Abschiednehmen überschütte und zupflastere.
Attraktives Programm
Am übernächsten Wochenende werden «L-AVA» und die Gartenbaufirma ihre Tore dem Publikum öffnen. Verschiedene Veranstaltungen und Angebote sollen für einen attraktiven Besuch sorgen, so auch ein Bäcker-Zmorge am Sonntagmorgen.
Gartenbau Lobsiger, «L-AVA», Tage der offenen Tore, Samstag, 23. Oktober, 10.00 bis 24.00 Uhr; Sonntag, 24. Oktober, 9.00 bis 18.00 Uhr, Kirchgasse 18 in Oberburg.
dregion.ch 12.10.2010 / Martin Schwander / www.logar.ch